Geschichte des Thermalwassers
Wie historisch belegt ist, waren die Römer die ersten Menschen, die die heißen Quellen erstmalig zwischen sechs und 16 nach Christus entdeckten und zu Heilzwecken nutzten.
Wiesbaden liegt am Südhang des reich bewaldeten Taunus in einer zum Rhein hin offenen, vor Winden geschützten Mulde. Die Landeshauptstadt Wiesbaden hat etwa 276.000 Einwohner, die Höhenlage ist 100 bis 200 Meter über Normalnull (NN).
Das Thermalwasser beziehungsweise die heißen Natrium-Chlorid-Quellen verlaufen in einer Tiefe von zirka 2.000 Metern kommend vom Vogelsberg durch den Taunus über Wiesbaden Richtung Rhein beziehungsweise Rheingau. In Wiesbaden erstreckt sich das Wasser mit einer Temperatur von etwa 67° C in einer Spalte, die über den Neroberg Richtung, Taunusstraße, Kranzplatz, Platz der deutschen Einheit, verläuft. Die letzte gemessene Bohrung liegt in Assmannshausen, wo das Wasser noch eine Temperatur von 22° C besitzt.
Wie historisch belegt ist, waren die Römer die ersten Menschen, die die heißen Quellen erstmalig zwischen sechs und 16 nach Christus entdeckten und zu Heilzwecken nutzten.
Es entstand rund um die heißen Quellen eine römische Befestigung mit einer Siedlung, die den Namen “Aquae Mattiacorum” erhielt.
Seitdem der um 50 nach Christus als Soldat in Mainz stationierte Naturforscher und Schriftsteller Plinius der Ältere in seiner Enzyklopädie im Kapitel “medicinae ex aquatilibus” (“Im Wasser enthalten Heilmittel”) die Erkenntnis des großen Wertes der mattiakischen Quellen Wiesbadens publik gemacht hat, sind diese zu einem weltweit anerkannten Heilmittel geworden.
Die heißen Mineralquellen bestehen im Einzelnen aus 21 Sekundär- und sechs Primärquellen, die sich zum Teil im Privatbesitz befinden. Zum Schutz vor größeren Verunreinigungen der inmitten des Stadtkerns gelegenen Thermalquellen wurden 1952 einige Quellen neu durch Bohrungen gefasst. Die Bohrungen sind zwischen 60 und 115 Metern tief.
Die heißen Mineralquellen liegen im Heilquellenschutzgebiet. Die behördliche Überwachung obliegt der Regierungsbehörde Darmstadt in Verbindung mit dem Hessischen Amt für Geologie.
Tag für Tag sprudeln über eine Million Liter des heißen Mineralwassers aus den 26 Thermalquellen Wiesbadens. Geologen schätzen das Alter der Quellen auf mindestens 200.000 Jahre. Sie können sich aber auch schon viel früher gebildet haben. Sicher ist, dass sie zu den heißesten Quellen Europas gehören. Eine 27. Quelle, das Wassers des Faulbrunnen, ist wegen zufließenden Grundwassers nur 18 Grad Celsus warm. Deshalb wird er nicht mehr zu den Thermalquellen gezählt. Bei einer Gesamtmenge von zirka sechs bis acht Gramm gelösten Mineralsalzen beträgt der Kochsalzanteil 4,0 bis 6,0 Gramm pro Liter Thermalwasser. Deshalb spricht man von Natrium–Chlorid-Quellen (Kochsalz).
“mattiaqua, Quellen – Bäder – Freizeit”, der Eigenbetrieb der Landeshauptstadt Wiesbaden, ist der größte Quellrechtsanteilnehmer und betreibt mit dem Thermalwasser aus den fünf Hauptquellen (Kochbrunnen, Salmquelle, Schützenhofquelle, Große und Kleine Adler-Quelle) die beiden Thermalbäder Kaiser-Friedrich-Therme und Thermalbad Aukammtal. Im Eigentum mattiaquas sind 16 Thermalquellen, von denen fünf beseitigt sind und vier außer Betrieb gesetzt wurden. Des Weiteren werden die Trinkstellen Kochbrunnen, Bäckerbrunnen, Schützenhoftrinkstelle und Faulbrunnen betrieben. Sie unterliegen der Mineral- und Tafelwasserverordnung und stehen unter behördlicher Aussicht des Regierungspräsidiums Darmstadt. Das Wasser ist als freiverkäufliches Arzneimittel nach dem Arzneimittelgesetz (AMG) eingestuft und unterliegt einer verschärften mikrobiologischen Untersuchungsverantwortung seitens des Eigentümers, unter Mithilfe pharmazeutisch-technischer Betreuung. Die mikrobiologischen Untersuchungen führt “Hessenwasser” durch.
Die Wärme des Wassers
Ausgehend von der Erdoberfläche, steigt die Temperatur in Richtung Erdmittelpunkt stetig. Etwa alle 33 Meter ist es um 1° C wärmer. Nach Berechnung von Geologen stammt das Wiesbadener Thermalwasser daher aus einer Tiefe von mindestens 2.000 Metern.
Denkbar ist aber auch, dass die in 30 bis 40 Kilometern Tiefe liegende Gesteinszone mit ihren hohen Temperaturen einen wesentlichen Anteil an der konstanten Wärme der Thermalquellen haben.
Noch nicht vollständig erstarrte unterirdische Magmaherde, die tief unter dem Taunus vermutet werden, reichern das Wasser mit Kohlensäure an. Kalzium, Magnesium, Strontium, Eisen und Mangan werden aus dem Gestein gelöst.
Das Wiesbadener Thermalwasser ist sehr salzhaltig. Über die Herkunft dieser riesigen Mengen ist man sich bis heute nicht vollständig im Klaren. Es werden mehrere 100 Kilogramm Kochsalz aus den Thermalquellen ausgeschüttet.
Zusammensetzung
Salzgehalt: vier bis sechs Prozent.
Hauptbestandteile: Natrium, Kalzium, Eisen, Mangan, Arsen, Anionen, Chlorid, Hydrogenkarbonate.